10 Fragen an

Beat Odinga

Partner von Odinga Picenoni Hagen AG

Seit wann ist Ihnen das SIG Areal ein Begriff und in welchem Kontext hörten Sie erstmals davon?

Das SIG Areal – insbesondere seine Gründer – waren mir schon lange ein Begriff. Beruflich haben wir uns mit dem SIG Areal erstmals mit einer ökonomischen Beurteilung des Projektes Phoenix befassen dürfen. Damals stellten wir das Projekt nicht nur ökonomisch, sondern auch städtebaulich in Frage. Im 2013 wurden wir seitens SIG GS angefragt, uns mit der städtebaulichen Entwicklung des Areals zu befassen.

Beschreiben Sie das heutige SIG Areal aus städtebaulicher Sicht in wenigen Sätzen.

Das SIG Areal ist nach wie vor ein attraktives Industrieareal, das rund 1‘100 Arbeitenden eine Heimat bietet. Durch die Belebung des Industrieplatzes dank der neuen S-Bahnhaltestelle Neuhausen Rheinfall direkt am Industrieplatz hat dieses Areal ein enormes Zukunftspotenzial. Ein weiterer unmittelbarer Nachbar ist der Rheinfall. Somit befinden sich die Liegenschaften der SIG Gemeinnützige Stiftung an sehr prominenter Lage. Einige dieser Häuser sind zudem nur teilvermietet oder stehen leer. Hier lassen sich in nächster Zeit die ersten städtebaulichen Entwicklungen in Form von Umnutzungen und Ergänzungsbauten realisieren.

Wo liegt das grösste Potenzial dieses Ortes?

Wir haben in den letzten Monaten eine Testplanung über das Gesamtareal begleitet. Das Resultat, erarbeitet durch Architekten, Landschaftsgestallter, Verkehrsplaner und Oekonomen hat uns aufgezeigt, dass im Norden des Areals, unmittelbar beim Zentrum von Neuhausen, ein grosses Entwicklungspotenzial besteht.

«DAS SIG AREAL MUSS SEINE STARKE IDENTITÄT BEHALTEN. DAS HAT FÜR UNS ABSOLUTE PRIORITÄT.»

Und wie wollen Sie dieses Potenzial künftig nutzen?

Unsere Vision liegt in der Vernetzung von öffentlichem Raum und einer Attraktivitätssteigerung des Areals durch die Schaffung und Belebung von Plätzen und Verbindungen. Die Gebäude erhalten eine attraktive Adresse und gute Adressen helfen der Ansiedlung neuer Industrie, neuer Arbeitsplätze und neuer Bewohner. Auch wollen wir mit der Positionierung des Areals als öffentlicher Begegnungsort den Tourismus stärken. So streben wir auf dem nördlichen Teil des SIG Areal ein modernes, gut vernetztes und hervorragend erschlossenes städtisches Quartier an, das mit seinem kulturellen und touristischem Angebot überregionale Ausstrahlung erhält. Im südlichen Teil des SIG-Areals wollen wir einen modernen Industriestandort schaffen – gemeinsam mit den heutigen und den künftigen Mietern.

Wo liegen allfällige Stolpersteine oder Hindernisse auf dem Weg zum transformierten Areal?

Für uns ist prioritär, dass das SIG Areal seine starke Identität behält. Es muss uns gelingen, dass wir einer städtischen Ausrichtung im Norden und der industriellen Ausrichtung im Süden treu bleiben. Da es sich beim Transformationsprozess um ein Generationenprojekt handelt, wird es eine Herausforderung sein, die Grundelemente der städtebaulichen Planung langfristig zu sichern. Eine weitere Gefahr liegt darin, dass sich aufgrund der Frankenstärke der Industriestandort schneller verändern könnte, als in der Planung vorgesehen. Dies würde uns zu Zwischennutzungen der frei werdenden Hallen und Büros zwingen.

Wie gehen Sie bei der Zukunftsplanung des Areals mit diesen Hindernissen um?

Da die Umzonung ein politischer Prozess ist, werden wir uns mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen auseinandersetzen und versuchen, mit einem interdisziplinären Planungsverfahren unsere Visionen rechtlich zu sichern. In Bezug auf die Zwischennutzungen ist es wichtig, dass sie zum Teil des Transformationsprozesses werden. Hier sind kreative Köpfe gefragt, die eine solche Zwischennutzung mitgestalten oder solche Räume bespielen wollen.

Wie sieht Ihre Zusammenarbeit mit anderen involvierten Parteien aus?

Wir pflegen ein gutes Verhältnis zu den umliegenden Nachbarn, zur Gemeinde und zum Kanton. Die SIG Gemeinnützige Stiftung hat in den letzten zwei Jahren offen über ihre Planungsabsichten und über ihre Vision kommuniziert. Das hat Vertrauen geschaffen.

Wie stellen Sie sicher, dass das SIG Areal und die Gemeinde Neuhausen verstärkt als Einheit fungieren?

Das Eigentümerverhältnis stellt eine grosse Chance für den Prozess dar. Das SIG Areal gehört der SIG Gemeinnützige Stiftung. Somit ist gewährleistet, dass das Areal auf lange Zeit im gleichen Besitz bleibt. Die Vision der Arealentwicklung wurde zudem im Leitbild der Stiftung verankert. Die Testplanung des Areals sowie die Raumplanung der Gemeinde sind aufeinander abgestimmt. Die Verwaltung war in den Workshop der Testplanung involviert.

Wie setzen Sie bei einem so umfangreichen Transformations­prozess die richtigen Prioritäten?

An erster Stelle stehen für uns die öffentlichen Räume – die Plätze, Parks oder das Bellvedere zum Rheinfall. Diese Freiräume wurden in einer Masterplanung gesichert. Im Weiteren wurden die wichtigen Industriedenkmale im Areal geschützt, ohne damit die Neuorientierung des Areals zu verunmöglichen. Auch werden wir weiter am Mobilitätskonzept und an der zukünftigen Energieversorgung des Areals arbeiten. Das Projekt Grünerbaum zeigt in einem ersten Schritt auf, welche Werte der SIG Gemeinnützige Stiftung wichtig sind: die des öffentlichen Raums, der Erdgeschossnutzung und in der einer urbanen Wohnform. So wird die Geschichte des Areals innovativ und sensibel weitergeschrieben.

Welches Ziel verfolgen Sie persönlich mit dieser umfassenden Transformation?

Wir haben uns auf eine langfristige Strategie eingelassen. Für mich ist die Aufgabe als Entwickler des SIG Areals schon lange eine Herzensangelegenheit geworden. Es würde mich freuen, wenn wir die Stiftung über eine lange Zeit hinweg in dem sowohl für die Gemeinde Neuhausen am Rheinfall als auch für den Kanton Schaffhausen äusserst wichtigen Prozess begleiten dürfen.


BEAT ODINGA

Partner von Odinga Picenoni Hagen AG, Uster
Strategie- und Bauherrenberatung, Projektentwicklung und -steuerung, strategisches Arealmarketing